Brücken bauen Zukunft Natur im Coaching und Training in Hamburg und Hannover

Ein Rückblick auf über 10 Jahre die Jobmeisterei

2010, nach einem über 30 Jahre langen Dasein als Führungskraft in der Personalarbeit, Personaldienstleistung und 4 Jahren Intensivberatung und Betreuung von Kunden 50 Plus in der Bundesagentur für Arbeit (BA), stand ich 2010 vor der Frage: Wohin soll mich mein Berufsweg nun führen?

Ich gebe zu, die Personalarbeit und Personalvermittlung habe ich geliebt, aber nun gab es eine zweite Liebe, die Beratung und Betreuung von Arbeitslosen Menschen 50 Plus. Das Pendel ist eindeutig für die Beratung ausgeschlagen und die Entscheidung war gefallen. Ich würde ein Konzept schreiben und meine externe Dienstleistung als Coach der BA und den Jobcentern (JC) anbieten.

Die Namensfindung war nicht schwierig. Keine Anglizismen, keine Abkürzungen, sondern ein für alle klar verständlicher deutscher Name.  Die Jobmeisterei war geboren. Am 16.12.2010 wurde „die Jobmeisterei“ gegründet.

Mein Angebot an alle Jobcenter und Arbeitsagenturen im Umkreis war per E-mail schnell versandt und was soll ich sagen, bereits Anfang Januar hat das JC Norderstedt Kontakt zu mir aufgenommen und mich zu einer Präsentation eingeladen.  Mit viel Erfahrungsmunition aus der BA bewaffnet, bin ich dann dort gewesen und habe offensichtlich überzeugen können. Die ersten Kunden wurden zu mir geschickt.

Ende Januar 2011

Da saß ich nun in meinem kleinen Büroraum in der Papenreye in Hamburg. Mein Gefühl war ein Mix aus Lampenfieber, Panik und der Frage „was mache ich hier eigentlich?“. Mir war irgendwie übel und in meinen Innereien tobte ein fürchterlicher Sturm.  Ich fühlte mich wie auf einem Drahtseil ohne Sicherheitsnetz, das Schutzschild BA gab es nicht mehr. Wie verrückt ist das denn? Denselben Job eigenverantwortlich machen ohne Arbeitgeber im Hintergrund macht einen riesigen Unterschied.

Dann war er da, mein erster Coachee, ein ganz reizender Mann mit vielen handwerklichen Talenten aus Ghana, der völlig verzweifelt war, weil ihm niemand eine berufliche Chance geben wollte. Er hat es mir leicht gemacht die Hemmschwelle zu überschreiten und mich in meine gewohnte Beratungsrolle hineinzufinden. Schnell war ich wieder in meinem Element und es gab nur noch den Antrieb diesem Menschen möglichst schnell und effektiv helfen zu können.

Der zweite Kunde kam direkt im Anschluss, ein Mann aus Nigeria. Ein Paradiesvogel, voller Esprit und Elan, ein Feingeist, charmant, mit einer unglaublichen Redegewandtheit und einem Faible für Mode und Schuhe.

Bei diesen beiden, völlig unterschiedlichen Coachees, konnte ich alle meine Erfahrungen, Kenntnisse und Netzwerke nutzen und sie erfolgreich zurück in den Arbeitsmarkt bringen. Der zweite Kunde wurde ein sehr erfolgreicher Schuhverkäufer in einem der führenden Schuhgeschäfte.

Diese Beiden habe ich nie vergessen, selbst die Namen sind mir noch präsent.

6 Monate später pflanzte mir ein ehemaliger Kollege aus dem Arbeitgeberservice der BA das Thema Pflegekräfte in den Kopf. Die Sache ließ mir keine Ruhe und ich entschied mich dafür, ab sofort  Pflegepersonal zu vermitteln.  Ein zweiter Büroraum nebenan, die Finanzierung und eine Fachfrau aus diesem Bereich waren schnell gefunden und wir legten los. Wir vermittelten, agierten als externe Personalabteilung für Einrichtungen und mobile Pflegedienste.

Alles lief rund und wir konnten sehr schnell Erfolge verzeichnen.

Im August 2011 ein Anruf eines  Jobcenters  Die Frage kam für mich völlig überraschend: Können Sie bis zum Jahresende 20 Kunden im Einzelcoaching betreuen und möglichst in Arbeit bringen?  Ups! Was sollte ich antworten?

Im Sekundenbereich liefen diverse Bilder vor meinem geistigen Auge ab und ich hörte mich sagen:  Ja, das schaffen wir. Dieser Satz sollte weitreichende Folgen haben und meine Zukunft komplett anders gestalten, als ich sie mir vorgestellt hatte.  Ich legte den Hörer auf, atmete durch und verließ das Büro. Ich brauchte erst einmal frische Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Zurück im Office krempelte ich die Ärmel hoch, überlegte eine Strategie und machte mich auf die Suche nach geeigneten Räumen in der Nähe. Die waren schnell gefunden – Assistentin, Coach und Trainer ebenfalls, denn allein konnte ich das nicht schaffen. Schnell noch Möbel und EDV-Ausstattung und das Go an das Jobcenter geben. Dann ging es los. Die Jobmeisterei lernte fliegen.

Zwischendurch, auch heute noch, habe ich immer wieder mal den Gedanken: „Ich wollte doch einfach nur mein Einkommen mit „ein bisschen coachen“ sichern, bis ich dann mit 64 in den Ruhestand gehen würde. Das „nur ein bisschen coachen“ hatte sich im Herbst 2011 erledigt. Ich hatte plötzlich ein Unternehmen mit Mitarbeitern zu führen. Ende des Jahres kamen dann auch noch Kunden der BA aus Hamburg dazu.

Alles lief gut bis es im April 2012. Da hieß es plötzlich: Wer bis zum Jahresende nicht AZAV zertifiziert ist, darf keine Kunden der JC und BA mehr coachen oder unterrichten. Dann mache ich doch lieber wieder zu. Aber Mietvertrag, Mitarbeiter und überhaupt die ganze Arbeit und die Finanzierung, das geht absolut nicht. Also wieder Ärmel hochkrempeln, Strategie her, Berater her und ran an die Aufgabe.  Mein Ziel: Im Juli 2012 zertifiziert sein. Der Zertifizierer hielt mich für gaga und meinte, dass ich mindestens bis Oktober dafür benötigen würde.

Wie gesagt, Ärmel hochkrempeln und auf die Zielgerade.  Anfang Juli bat ich um einen Audit-Termin und war am 23.7.2012 ein AZAV zertifizierter Bildungsträger. Stolz meldete ich den JC und der BA, dass die Jobmeisterei nun zertifiziert ist und nichts gegen die weitere Zusammenarbeit spricht.  Danach war bis Ende August Funkstille. Ich wartete auf neue Kunden, es kamen keine. Auf Nachfrage erhielt ich dann nach anfänglichem Zögern die Antwort, man wisse nicht, wie das Verfahren nun anwendbar sei. Es seien noch keine Schulungen erfolgt. Oh mann …

Eine Vermittlerin hat sich dieses Dilemmas dann angenommen und tagelang recherchiert. Das Ergebnis war ein 2 A4 Seiten langes, eng beschriebenes Papier, das die AVGS Abläufe in der BA/JC beschreibt. Danach lief es wieder an, aber mit vielen Fehlern seitens der noch nicht geschulten Vermittler. Ich habe dann die Ablaufbeschreibung rumgeschickt und alles normalisierte sich wieder.

Dachte ich!  Doch das war Wunschdenken.

Anfang 2013 musste ich die Abteilung Pflege schließen, weil kein Personal mehr auf dem Markt zu finden war.  Das war aber ok, denn wir hatten genug mit den Coachings zu tun. Inzwischen hatte ich auch ein Gruppenkonzept für Langzeitarbeitslose entwickelt, das ebenfalls gut besetzt war.

Am 29.6.2013 erreichte mich er Anruf eines Vermittlers, der mich fragte, ob ich bereits von der Entwicklung im Jobcenter Hamburg gehört habe und dass deshalb ab sofort sämtliche Förderungen bis zum Jahresende gestrichen seien.

Das Jobcenter Hamburg war Pleite, stand im Internet. Katastrophe, aber noch nicht zu spät.  Überschlafen, nachdenken, neue Strategie entwickeln und handeln waren eins. Kündigungsfrist konnte gerade noch eingehalten werden.  Das große Büro konnte ich tatsächlich auch loswerden, weil der Vermieter selbst Bedarf zur Erweiterung hatte. Ein neues Büro, halb so groß, mit vielen kleinen Räumen war schnell gefunden.  Mit den Kunden aus der Metropolregion konnten wir das Desaster überleben. Bei anderen Bildungsträgern hat es zu viel größeren Problemen geführt.

Warum einfach, wenn es auch kompliziert sein kann. Von Zeit zu Zeit habe ich mir schon die Frage gestellt, warum ich  mir das eigentlich antue. Aber alles so einfach beenden war keine Option.

2014 lief dann alles wieder an, wir hatten gut zu tun und ich wagte einen Schritt in unbekanntes Terrain, der Security Branche. Wir bildeten erfolgreich Security Captains aus.  Mit den Eigenarten dieser Branche konnte ich mich allerdings nicht wirklich anfreunden und habe das Projekt wieder eingestellt. Schuster, bleib bei Deinen Leisten – also beim Coaching.

Inzwischen waren wir dafür bekannt, Nischenkonzepte auf Wunsch zu entwickeln. Deshalb kamen immer wieder Anfragen, die ich sehr gerne bedient habe. MoMo (Motivation und Mobilität) kam im Sommer 2015 und nun mussten wir wieder einen großen Unterrichtsraum haben.  Also wurde schnell ein zusätzlicher Standort in der Nähe angemietet. Dann hat Frau Merkel gesagt: „Wir schaffen das“ und „die Flüchtlinge“ kamen. Es mussten Einstiegskurse  zur Vermittlung deutscher Kultur und Gesellschaft entwickelt werden. Na klar, machen wir.

Also wurden arabische Muttersprachler als Dozenten organisiert und im Dezember ging es los. Es war Herausforderung pur, aber wir haben es geschafft. 120 Teilnehmer in 4 Monaten. Im Mai forderte die BA bei uns Kurse für 360 Geflüchtete an: „Arbeitswelt Deutschland“ wurde zertifiziert und in einem neuen, entsprechend großen Büro gestartet.

Nur leider war es so, dass zu dieser Zeit noch ein ziemliches Chaos über die Zuständigkeit der einzelnen Behörden herrschte. BA, Jobcenter, W.I.R , BAMF und viele andere neue Organisationen. Das führte dazu, dass im September das letzte Mal Arbeitswelt Deutschland stattfand. Bis April 2017 war die Zuständigkeit noch immer nicht final geklärt. Also wieder mal umziehen. Glück im Unglück war, dass es sehr zeitnah einen Nachmieter gab.

Ab sofort entschloss ich mich, dieses Glück nicht länger auszureizen und mietete mich im Master Office in der Flughafenstraße ein. Hier konnte ich überschaubar und flexibel Räume an- und abmieten. Die Einzelcoachings gingen sehr zurück, weil das Geld eher für Flüchtlingsmaßnahmen ausgegeben werden sollte.

Aber, wie es immer war, wenn etwas zu Ende ist, kommt etwas Neues. Meine Philosophie „und wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her“ bestätigte sich wieder einmal.

Ende September 2016 erhielt ich einen Anruf vom Jobcenter Hannover mit der Frage, ob ich bereit  wäre, meine Maßnahme MoMo auch in Hannover durchzuführen. Auf der Suche nach erfolgreichen Gruppencoaching Maßnahmen hätten sie MoMo gefunden. Der Wunsch war, das Projekt mit Style, Mode und Kosmetik zu verbinden, da Mütter nach langer Auszeit wieder einen Anreiz erhalten sollten. „Job & Style“ war geboren. Ich fand eine alte Fabrikantenvilla als Standort und wir starteten im Frühjahr 2017 in Hannover. In enger Zusammenarbeit mit dem Jobcenter konnten wir auch dieses Projekt erfolgreich durchführen. Und wir haben es damit bis in die BILD Hannover geschafft 🙂

Es kam, wie es kommen musste. Im Herbst 2017 bekam das Jobcenter Hannover ein extremes Budgetproblem.  Das JC musste eine hohe Summe zurückzahlen, weil es 2016 offensichtlich Fehler im System gegeben hatte.  Die Villa wurde zunächst abgemietet, also auf ein Neues im Jahr 2018.

2018 startete, wie 2017 geendet hatte, zäh und mit wenig Aufträgen. Im Februar wurde ich dann von einem Teamleiter des JC Hannover gefragt, ob ich Interesse an einem Projekt für Übergewichtige hätte, das dem Jobcenter angeboten worden, aber die Durchführung so nicht möglich sei. Ich entwickelte wieder ein Konzept.

Job & Style wurde langsam wieder besetzt.  Die Villa ab Juni wieder angemietet und das neue Projekt „WEGweiser“ gestartet. Einzelcoachings wurden zusätzlich akquiriert. Alles lief ab Juni wieder rund.

Auch in Hamburg war der Bann mit Beginn des Sommers gebrochen. Die Coachingaufträge überrollten uns, ich musste 2 Räume und zusätzliche Coaches finden. WEGweiser Hannover startete zum zweiten Mal 2019 und im Oktober auch zum ersten Mal in Hamburg – und zwar im neuen Standort Ludwig-Erhard-Str. 18 – direkt gegenüber dem Michel. Und in Hannover startete Wegweiser Nr. 3.

Alles lief super! Ich hatte eine Möglichkeit gefunden, mein Herzensprojekt „Gastro SERVICE PILOTS“ nach 5 Jahren endlich auch an den Start zu bringen. Mit dem TÜV Rheinland hatte ich einen Partner zur Personenzertifizierung gefunden. Wir entwickelten ein Curriculum und Ausbildungsunterlagen und starteten den Kurs Anfang März 2020.

Die Welt war für die Jobmeisterei absolut in Ordnung. Und dann kam der 16. März 2020 – LOCKDOWN in ganz Deutschland.

Ratlosigkeit, wie überall, Panik, was wird werden? Dann Ende März die erlösende Nachricht, wir können online weiterarbeiten.  Alles wurde, soweit möglich umorganisiert: Ernährung, Kochen und Sport per Video in die Wohnzimmer der Teilnehmer gebracht. Wo ein Wille ist, auch ein Weg. Nur meine „Gastro SERVICE PILOTS“ blieben wieder mal auf der Strecke. Abstandsregeln waren nicht einzuhalten bei diesem Kurs – also Abbruch.

Aber was wäre ich ohne meine Philosophie und positive Energie. Mit der Unterstützung eines Marketingexperten nutzte ich nun die Gelegenheit, die Jobmeisterei in der Außenwirkung besser aufzustellen. Imagefilm gedreht, Relaunch der Webseite und einen Vortrag von Prof. Dr. Opaschowski in Auftrag gegeben zum Thema „Arbeitsmarkt Zukunft“. Neue Angebote wie Outplacement-Beratung, Existenzgründungscoaching und vieles mehr kommt dazu. Ziel ist, die freie Wirtschaft als zweites Standbein zu bearbeiten.

Ab Juni durften wir wieder öffnen und alle Teilnehmer waren wirklich glücklich. Diese Struktur war für sie wichtig. Hygieneprogramm entwickelt und los geht’s. Wieder in die Hände gespuckt, trotz aller widrigen Umstände.

Neustart WEGweiser in Hamburg im Juli und im September in Hannover, Re-Start Gastro SERVICE PILOTS endlich im August. Dieser Kurs wurde am 28.10. 2021 mit der Prüfung vom TÜV Rheinland abgeschlossen – theoretisch und praktisch. Das Ergebnis war unfassbar: 100% der Teilnehmer*innen hatten mit Auszeichnung bestanden. Große Freude und Euphorie, doch am Montag darauf folgte der nächste Lockdown und der bis heute andauert.

Überlegungen im September, was machen wir in unserem Jubiläumsjahr, wenn wir 10 Jahre jung werden? Warten bis Dezember oder vielleicht doch schon früher? Die Entscheidung fiel auf den 2.Oktober. Wir hatten eine super tolle Feier auf der Elbe mit unseren Angestellten und den freiberuflichen Coaches und Trainern aus Hannover und Hamburg. und in einem historischen Restaurant. An dieser Stelle nochmals Dank an Kapitän Schwarz für die tolle Hafenrundfahrt und dem Deichgraf für die Verköstigung in der historischen Deichstrasse in Hamburg. Der Wettergott war uns auch noch gnädig: 22 Grad, Sonnenschein bei einer steifen Brise.

Wie es bei uns schon immer war …  es kam ein neues Licht am Horizont in Sichtweite: Ein Kontakt nach Köln zum Phönix e.V., der seit 5 Jahren unglaublich erfolgreich ein Integrationsprojekt im Einzelcoaching durchführt. Wir haben einen sehr intensiven und freundschaftlichen Weg zur Zusammenarbeit gefunden und wir als Jobmeisterei haben die Rechte erhalten, das Konzept aus Köln für Hamburg und Hannover umzusetzen.

Viel Strategie, Planung, Meeting über Meeting folgten und nun ist das Projekt zertifizierungsbereit für die Jobmeisterei. Begeisterte Mitarbeiter sind gefunden, der Start ist für den 1. April 2021 vorgesehen. Wir hoffen, unsere einmal begonnene Arbeit von 2016 für neu Zugewanderte und Geflüchtete erfolgreich fortzusetzen.

Mein Wunsch ist seit Jahren, dass ich endlich kürzertreten möchte – die Chancen stehen gut, da mein zukünftiger Geschäftspartner und hoffentlich Nachfolger bereits seit 01. Januar 2021 in der Jobmeisterei tätig ist.

Alles wird gut … und meine Geschichte beweist, dass Beharrlichkeit und Wille auch Türen in schlechten Zeiten öffnen. Die nächsten 10 Jahre dürfen kommen.

 

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Eure
Anke von Bargen-Rathjen

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